Shôganai Mentalität

Sonntag, 20. Mai 2012 0 Kommentare


Wie kann man trotz ständiger Gefahr, ja sogar Todesgefahr, durch Erdbeben, Tsunami, Vulkanausbrüche, Taifune und alles was damit in Verbindung steht, dennoch ein "normales" Leben führen? In der Beschäftigung mit Japan und den Japanern stellt man sich diese Frage irgendwann zwangsweise.

Eine mögliche Antwort ist die "Shôganai" Mentalität. Was man nicht ändern kann, kann man halt nicht ändern. Also braucht man sich auch gar nicht erst groß darüber Gedanken oder Sorgen zu machen. Man lebt im hier und jetzt und löst die Probleme sobald sie auftauchen.
Das heißt natürlich nicht, dass man sich nicht auf bekannte Gefahren vorbereitet und auch Katastrophenszenarien übt, um schließlich im Schlaf die lebensrettenden Handgriffe zu beherrschen und die schützenden Orte zu kennen. Aber man macht sich nicht von früh bis spät unnötige Gedanken wann, wo und wie eine Katastrophe zuschlagen könnte.

Über dieses Phänomen, bzw. diese Eigenart der Japaner hatte ich schon viel gelesen und gehört. Auch in Gesprächen mit Freunden tauchte desöftern dieses "shôganai" auf.
Die Melonen-Krise auf dem Hof des Flowergarden WWOOF-Hosts gab mir diesmal jedoch ein authentisches Beispiel, wie dieses Konzept auch greift, wenn einiges auf dem Spiel steht, in diesem Fall hunderte wenn nicht tausende von Euro.

Nachdem der größte Ärger verraucht und die ersten zaghaften Erklärungen vorgetragen wurden, änderte sich der Gesichtsausdruck des Shachô etwas und er wiederholte unzählige Male die Worte "tochatte shôganai". Was in diesem Zusammenhang soviel heißt wie "Die Melonenpflanzen sind nun einmal abgepflückt, daran kann man nichts mehr ändern". Mit dieser neuen Situation müssen wir nun leben, ob wir wollen oder nicht. Er erging sich also nicht in stundenlangen Schuldzuweisungen, sondern schaltete ziemlich schnell auf den sinnvolleren und energiesparenderen Kooperationsmodus. Was schließlich sogar darin mündete, dass er seinen Anteil am Entstehen der Krise offen zugab.

Insgesamt ist dies, wie ich finde, eine erstrebenswerte geistige Haltung, um, auch nicht in Japan lebend, mit den unvermeidlichen Problemen und Schwierigkeiten, die das Leben nun mal bereithält, besser und gesünder umgehen zu können.

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